„Sind wir dann keine Familie mehr?“
Wie sagen wir unserem Kind, dass wir uns trennen werden
Jeder hat zwar ein anderes Bild von der „perfekten Familie“, aber in fast jeder Vorstellung sind die Eltern ein glückliches Paar. Jedoch sieht die Realität manchmal ganz anders aus. Heutzutage gibt es viele Paare mit Kindern die sich getrennt haben und trotzdem ein sicheres, liebevolles, verlässliches Umfeld für ihre Kinder aufrechterhalten haben. Der einzige Unterschied die Elternteile sind eben kein Liebespaar mehr. Und auch wenn Du kurz vor der Trennung/Scheidung stehst, möchten wir dir Mut zusprechen – du/ihr habt diese Entscheidung sicher nicht leichtfertig getroffen und es sagt überhaupt nichts über deine Qualitäten als Elternteil aus! Eine Trennung bedeutet für das Kind nicht, dass es nicht genauso glücklich, unbeschwert aufwächst, das liegt nicht daran ob die Eltern noch ein Liebespaar sind, sondern liegt an sehr viel anderen Faktoren.
Offene Kommunikation ist unerlässlich
Die große und zermürbende Frage, wann sagt ihr es euren Kindern? Zuerst einmal den perfekten Zeitpunkt gibt es dafür nicht, aber bedenke, dass Kinder enorm empfindliche Antennen für die Atmosphäre innerhalb der Kernfamilie haben. Sie merken meist schon sehr früh, dass in der Dynamik zwischen den Eltern sich etwas verändert hat. Deswegen ist eine offene Kommunikation mit euren Kindern so wichtig. Außerdem solltet ihr das Gespräch auf jeden Fall gemeinsam mit euren Kindern führen, bereitet euch gemeinsam darauf vor und plant für das Gespräch genügend Zeit ein. Solltet ihr mehrere Kinder haben, ist die Frage ob ihr es ihnen zusammen oder einzeln sagt, macht das am besten abhängig vom Alter und der emotionalen Reife eurer Kinder. Mit Teenagern könnt ihr anders sprechen als mit Kindergartenkindern, auch werden ältere Kinder andere Fragen an euch haben. Eure Kinder sind euch beiden emotional verbunden, auch wenn es ihn diesem Moment schwer fällt ist es sehr wichtig, dass ihr euch vor dem Kind keine Schuldzuweisungen macht bzw. es vor dem Kind zu Unstimmigkeiten kommt. Natürlich belastet dich das Thema sehr, auch wenn die Wut oder der Trennungsschmerz noch so groß ist, dein Kind ist nicht der richtige Empfänger dafür. Das führt nämlich nur dazu, dass dein Kind sich hilflos und verletzt fühlen wird, eine innere Zerrissenheit verspüren wird. Unabhängig davon wer die „Schuld“ an eurer Trennung trägt, dein Kind hat ein Recht auf eine unbelastete Beziehung zu beiden Elternteilen.
Kinder müssen nicht alle Details wissen, sondern das was für sie wichtig ist. Und das ist für euer Kind, dass es euch beiden gut geht, außerdem wie der zukünftige Alltag aussehen wird. Um dem Kind dort eventuelle Sorgen und Bedenken zu nehmen, sprecht mit ihm über den zukünftigen Alltag, wo ihr und wie ihr leben werdet. Sprecht vor allem auch die Dinge an, von denen ihr wisst, dass sie deinem Kind wichtig sind und dass sie sich nicht verändern werden (Z.B. Hobbies, feste Besuchszeiten bei den Großeltern usw.). Die wichtigste Information für dein Kind ist, dass ihr zwar kein Liebespaar mehr seid, dass sich aber keiner von euch sich von dem Kind trennt und ihr Mama und Papa bleibt. Außerdem solltet ihr unbedingt eurem Kind klar machen, dass es keinerlei Schuld daran, noch irgendeine Verantwortung trägt.
Auch wenn ihr im Gespräch mit eurem Kind es unbedingt aufheitern wollt, ist es wichtig keine falschen Versprechungen zu machen, diese können zwar in dem akuten Moment tröstend sein, auf lange Sicht wird aber die Folge sein, dass euer Kind euch nicht mehr vertraut und es wird stark verunsichert sein. Auch wenn ihr noch nicht auf alle Fragen eurer Kinder bereits eine Antwort habt, sagt es ihm ehrlich.
Jedes Kind wird anders auf diese Information reagieren, wichtig hierbei ist, dass ihr die Gefühle von eurem Kind in dem Moment aushaltet und nicht dagegen anredet. Die Nachricht, dass sich die Eltern trennen, ist erstmal natürlich mit einer großen Angst und Verunsicherung verbunden. Die Kernfamilie ist für dein Kind, eine Art sicherer Hafen, der mit dieser Nachricht natürlich erstmal ins Wanken gerät. Es kann sein, dass es sehr wütend ist bzw. mit Unverständnis reagiert. Gebt eurem Kind das Gefühl, dass ihr da seid und für alle Gefühle genug Raum ist. Vielleicht hat dein Kind gleich sehr viele Fragen, es kann aber auch sein, dass es erstmal Zeit braucht um das Gesagte zu „verdauen“. Von daher ist es wichtig, eurem Kind klar zu machen, dass es jederzeit mit euch darüber sprechen kann.
Dieses Gespräch ist für euch alle ein großer Kraftakt, aber ihr werdet das meistern!